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BEUTELTIERE – EIN SONDERWEG DER EVOLUTION
Wer „Beuteltier“ hört, denkt an Känguru und Koala – weltweit gibt es jedoch mehr als 300 verschiedene Arten von Beuteltieren. Seit Jahrmillionen sind sie vor allem in Australien erfolgreich: auch durch ihre ganz spezielle Art der Fortpflanzung. Doch seit etwa 200 Jahren verändert sich ihre Welt. Als die europäischen Siedler Down Under erreichten, brachten sie ihre Haustiere mit. Hund und Katze, Kaninchen und Fuchs machen den Beutelsäugern Konkurrenz. Viele Spezies sind bereits ausgestorben, andere stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Zugleich machen Forscher immer wieder neue und überraschende Entdeckungen: Wo zum Beispiel hat das Urbeuteltier gelebt? Und wieso ist die Evolution in Australien einen ganz eigenen Weg gegangen?
Redaktion: Bernhard Kastner
BÄRTIERCHEN – DIE KNUFFIGEN ÜBERLEBENSKÜNSTLER
Bärtierchen – auch Wasserbären genannt – sind winzig und zugleich wahre Überlebenskünstler. Sie halten extreme Hitze und Kälte aus, überleben radioaktive Strahlung und ätzende Lösungsmittel. Selbst einen Ausflug ins All können sie unbeschadet überstehen. Und wenn die Bedingungen allzu garstig werden, drücken Bärtierchen die Stop-Taste: Sie verwandeln sich in ein sogenanntes Tönnchen, ein Dauerstadium, bei dem der Stoffwechsel auf fast Null heruntergefahren wird. So können sie Jahrzehnte überdauern, und – wenn die Bedingungen wieder besser sind – machen sie einfach weiter zu zuvor. Welche Gene machen die Bärtierchen so widerstandsfähig? Wissenschaftler wollen das herausfinden – und hoffen auf neue Therapien auf Bärtierchen-Basis.
Redaktion: Bernhard Kastner
CRISPR-PFLANZEN: GENTECHNIK ODER „NORMALE“ ZÜCHTUNG?
Was ist Gentechnik? Diese scheinbar banale Frage ist in der Pflanzenzucht gar nicht so leicht zu beantworten, denn die Grenzen zwischen klassischer Züchtung, Mutagenese und Gentechnik sind nur schwer zu ziehen. Der Europäische Gerichtshof hat in den letzten zwei Jahren versucht, Antworten zu finden: Wie sollen Pflanzen reguliert werden, die mit neuen Techniken wie Crispr/Cas9 gezüchtet wurden= Heute hat der Generalanwalt zu dieser Frage Stellung genommen. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu dem Urteil, das in einigen Wochen erwartet wird.
WDR 5, Leonardo – Studiogespräch am 18.01.2018
Redaktion: Monika Kunze
ÜBERTHERAPIE AM LEBENSENDE – WEGWEISENDES GERICHTSURTEIL ZUR MAGENSONDE BEI DEMENZ
Ein Arzt muss Schmerzensgeld zahlen, weil er einen schwerstkranken Patienten zu lange am Leben erhalten hat – und so das Leiden des Mannes unnötig verlängerte. Dieses Urteil fällte das Oberlandesgericht München wenige Tage vor Weihnachten. Ein Meilenstein im Medizinrecht, sagen einige Palliativmediziner, denn zum ersten Mal wurde gerichtlich festgestellt, dass es ein Kunstfehler sein kann, einem schwerstkranken Menschen eine Magensonde zu legen – nämlich dann, wenn sich der Zustand des Patienten dadurch in keiner Weise bessert.
WDR 5, Leonardo – Studiogespräch am 28.12.2017
Redaktion: Monika Kunze
NEUE REGELN FÜR HEILPRAKTIKER? DIE DISKUSSION DARÜBER IST IN VOLLEM GANG.
Im Sommer 2016 starben drei Patienten nach einer experimentellen Krebsbehandlung durch einen Heilpraktiker in Brüggen-Bracht. Seitdem ist die Diskussion um den Heilpraktiker-Beruf im vollen Gang. Besonders in der Kritik: die Ausbildung von angehenden Heilpraktikern. Bis Ende des Jahres soll das Gesundheitsministerium neue Leitlinien für die Prüfung von Heilpraktikern vorlegen, die dann bundesweit gelten.
WDR 5, Leonardo – Studiogespräch am 13.12.2017
Redaktion: Monika Kunze
WASSER – EIN PRODUKT WIE JEDES ANDERE? DIE PRIVATISIERUNG DER WASSERVERSORGUNG
WDR 5, Leonardo, Juli 2013
Wasser – für die einen ist es ein Menschenrecht, für die anderen ein Produkt wie jedes andere auch. Fest steht: Wasser ist lebensnotwendig. Die UNO hat den Zugang zu sauberem Trinkwasser zum Menschenrecht erklärt. In Deutschland gibt es – genau wie in den meisten anderen EU-Ländern – keine Probleme mit der Wasserversorgung. Und doch möchte EU-Binnenmarkt-Kommissar Michel Barnier den Wassermarkt neu strukturieren. Der Wassermarkt soll für private Investoren geöffnet werden. Der Widerstand dagegen ist groß. Welche Pläne gibt es? Und welche Konsequenzen hätte eine Privatisierung für Umwelt und Verbraucher?
Redaktion: Wilfried Bommert
50 JAHRE „SILENT SPRING“ – RACHEL CARSON UND DIE ANFÄNGE DER UMWELTBEWEGUNG
WDR 5, Leonardo, 26. September 2012
Es klingt wie eine Horrorgeschichte, was Rachel Carson über eine Kleinstadt irgendwo im ländlichen Amerika schreibt: „Irgendein böser Zauberbann war über die Siedlung verhängt worden: Rätselhafte Krankheiten rafften die Kükenscharen dahin. Rinder und Schafe wurden siech und verendeten. Über allem lag der Schatten des Todes.“ Eindrücklich schildert Carson die Stille, die über der Landschaft lang, denn die Vögel waren verstummt.
Doch der Horror ist Realität im ländlichen Amerika der 1950er und 60er Jahre. Carson lenkt die Aufmerksamkeit auf den hemmungslosen Einsatz von DDT und anderen Giften. Heute gilt der Stumme Frühling als eines der einflussreichsten Bücher, die je geschrieben wurden. Das Time Magazine verglich es gar mit Darwins „Ursprung der Arten“. Die Zeit ist reif für Carsons kritischen Blick, sie stößt die ökologische Revolution mit an, die in den frühen 60er Jahren beginnt. Doch auch der Gegenwind fällt heftig aus, denn Carson legt sich mit mächtigen Gegnern an: mit der lokalen Politik, mit Saatgutunternehmen und der chemischen Industrie. Es geht um viel Geld, und die Pestizid-Lobby kämpft mit harten Bandagen.
Beim Publikum jedoch hat Rachel Carson immensen Erfolg: Wochenlang steht das Buch auf Platz eins der Bestsellerliste, Carson gewinnt Preise und Auszeichnungen. Zu offensichtlich sind die Schäden, die DDT und Co anrichten. Und tatsächlich schlägt in diesem Fall David den Goliath: Carson berichtet vor dem Kongress über ihre Recherchen, und Präsident Kennedy ruft eine wissenschaftliche Beraterkommission ins Leben. In der Folge wird der Gebrauch von DDT in den USA eingeschränkt und zehn Jahre nach Erscheinen des Buches verboten. Ein Erfolg, den Rachel Carson nicht mehr erlebt: 1964 stirbt sie an Krebs.
Redaktion: Anne Preger
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WDR 5 Leonardo
KLAUS BALKENHOL – MIT DEM STREIFENPFERD ZUR OLYMPIADE
Bei der Reiterstaffel in Düsseldorf beginnt 1967 eine wohl einmalige Karriere. In der Freizeit bringt Klaus Balkenhol seinem Polizeipferd die schwierigsten Lektionen der Hohen Schule bei – und wird schließlich „entdeckt“. Bundestrainer Willi Schultheiß erreicht, dass der Polizist Balkenhol auf internationalen Turnieren starten darf.
Sportlich geht es von nun an steil nach oben: 1979 ist Rabauke das erfolgreichste Pferd der Weltrangliste Dressur. Nach einer schweren Verletzung muss der Wallach jedoch in den Ruhestand versetzt werden. Die Karriere von Klaus Balkenhol geht weiter: 1981 kaufte das Land NRW den Wallach Goldstern – für knapp 7.000 Mark. Langsam und geduldig bildete der Polizist das Pferd aus. Neben den internationalen Turnieren muss sich Goldstern von Anfang an auch auf Streife bewähren: bei Karnevalsumzügen und Fußballspielen. Zehn Jahre dauert es, bis Goldstern und Balkenhol zum ersten Mal Deutscher Meister werden. Den größten Erfolg feiern sie 1992 bei der Olympiade in Barcelona: Gold mit der Mannschaft, Bronze in der Einzelwertung.
Gemeinsam werden Goldstern und Balkenhol in den Ruhestand versetzt. Während das ehemalige Streifenpferd sein Leben auf der Weide genießt, arbeitet der Reiter weiter – zunächst als Bundestrainer Dressur in Deutschland, von 2001 bis 2006 trainierte er die US-amerikanische Dressurequipe. Bis heute bildet Balkenhol Dressurreiter aus, vor allem seine Tochter Annabel, die gute Chancen hat in diesem Jahr bei der Olympiade in London zu starten.
Weiterführende Links:
WDR 5, Erlebte Geschichten, 22. Juli 2012
EXPERTEN – DIE ÜBERFORDERTEN WELTERKLÄRER
Folge 4: Die Mythen der Futterstudien, WDR 5, Feature: Serie, 25.10.2010 von Claudia Ruby und Volker Stollorz
„Sechs Kilo in sieben Tagen. Schnell und gesund Abnehmen. Die neue Wunderdiät.“ Die Versprechen der Diätindustrie sind genauso groß wie die Hoffnungen übergewichtiger Menschen. Mal geraten die Kohlenhydrate auf den Index, dann wieder ist es das Fett, das fett macht. Trotz der zahlreichen Erkenntnisse nehmen ernährungsbedingte Krankheiten zu. Die Gesellschaft ernährt sich immer ungesünder. Welcher Zusammenhang besteht zwischen Essen und Gesundheit? Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse stecken hinter den zahlreichen Ernährungsstudien? Und wie beeinflussen Experten und Studien das, was auf unseren Teller kommt?
WDR 5 geht diesen Fragen nach. Wir stellen die oft widersprüchlichen Ernährungs-Mythen vor und zeigen, was hinter zahlreichen Studien steckt. Das erstaunliche Ergebnis: Beim Thema Ernährung hilft der gesunde Menschenverstand oft mehr als wissenschaftliche Analysen. Denn im Laufe der Evolution hat sich unser Organismus auf bestimmte Lebensmittel eingestellt. Wir haben gelernt, was gut für uns ist. Und so machen einfache Ratschläge durchaus Sinn. Zum Beispiel: Iss vor allem das, was schon deine Groß- und Urgroßeltern gegessen haben. Und vermeide Lebensmittel, die einen besonderen medizinischen Nutzen versprechen.
Redaktion: Ulrich Horstmann
EVOLUTION DER KRANKHEITEN
in der Reihe: Evolution – Fluss des Lebens, SWR2 Wissen, 11. Juli 2009
Seit es Menschen gibt, schlägt er sich mit zum Teil tödlichen Viren, Pilzen und Bakterien herum. Eine Umwelt aus Ackerbau, Viehhaltung und dichten Siedlungen steigert dabei die Wandlungsfähigkeit der Erreger. Doch auch das Immunsystem des Menschen passt sich an. Dieses Wettrüsten gibt es seit Anbeginn der Zivilisation. Mit der Erfindung von Impfungen und Schädlingsbekämpfungsmitteln hat es jedoch eine neue Stufe erreicht. Auf immer neue Medikamente reagieren die Erreger mit immer neuen Resistenzen. Und viele Virologen sind überzeugt – der Ausbruch der nächsten großen Pandemie ist nur eine Frage der Zeit. Aussichtsreichster Kandidat: die Vogelgrippe.
Redaktion: Gabor Paal
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SWR2 Wissen – Manuskript
SCHWÄRME – WIE ENTSTEHT KOLLEKTIVE INTELLIGENZ?
WDR 5, Leonardo, 04. Dezember 2006
Wie vollführen Vogelschwärme ihre kunstvollen Flugmanöver, ohne jemals zusammenzustoßen? Wie halten Fischschwärme Kurs? Schwärme bewegen sich wie von unsichtbarer Hand gelenkt. Ohne dass eine körperliche Verbindung besteht, scheinen die Individuen des Schwarms eine Art Superorganismus zu bilden. Gemeinsam sind sie zu Leistungen fähig, die das Individuum allein nie bewältigen würde. Wie funktionieren Schwärme? Wer steuert die anonyme Masse? Wie entsteht Schwarm-Intelligenz? Und unter welchen Bedingungen bildet auch der Mensch Schwärme?
Redaktion: Wilfried Bommert
DER AFFENPROZESS – EVOLUTION KONTRA SCHOEPFUNGSGESCHICHTE
WDR 5, Leonardo, 21. Juli 2005
Heute vor 80 Jahren ging in den USA ein historischer Prozess zu Ende: der sogenannte Affenprozess. Der Lehrer John Thomas Scopes wurde für etwas verurteilt, was heute – zumindest bei uns – selbstverständlich ist. Er erklärte seinen Schülern die Evolutionstheorie von Charles Darwin. Danach hat sich das Leben auf der Erde über Milliarden von Jahren allmählich entwickelt. Durch Mutation und Selektion entstand die heutige Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten. Für fundamentalistische Christen ist das nichts als Ketzerei, denn sie legen jedes Wort, das in der Bibel steht, wörtlich aus. In den USA nimmt der Einfluß dieser evangelikalen Christen seit Jahren zu. Die Wissenschaft befindet sich in der Defensive. Wie lange dauert es noch bis zum nächsten Affenprozess?
Redaktion: Klaus-Dieter Oetzel
AM ANFANG WAR DIE ENTE – DER BIOLOGE ERNST MAYR WIRD 100 JAHRE
WDR 5 Leonardo, 05. Juli 2004
Als „Darwins Bulldogge“ hat man ihn bezeichnet, als den „Darwin des 20 Jahrhunderts“. Sein Leben lang hat Ernst Mayr für die Anerkennung der Evolutionslehre gekämpft und geforscht.
Wenn es einen Nobelpreis für Biologie gäbe, hätte Mayr ihn längst bekommen. Seit gut 30 Jahren ist der Harvard-Professor offiziell im Ruhestand. Doch ein Leben ganz ohne Arbeit kann er sich auch mit 99 Jahren noch immer nicht vorstellen. Jeden Morgen geht Ernst Mayr an seinen Schreibtisch. Sein 26. Buch ist gerade im Druck, und mindestens zwei Werke will er noch schreiben.
Redaktion: Klaus-Dieter Oetzel
“DAS ARTENSTERBEN – ECHTE GEFAHR ODER SCHLICHTER RECHENFEHLER?”
SWR 2 Wissen, 05. Juni 2002
Jede 10. Baumart ist vom Aussterben bedroht. Über 70 Prozent der globalen Fischbestände sind überfischt. Jahr für Jahr sterben 27.000 Arten für immer aus, 73 am Tag und drei pro Stunde. Seit Jahren haben wir uns an solche Horror-Schlagzeilen gewöhnt. In letzter Zeit melden sich jedoch immer häufiger sogenannte Öko-Optimisten zu Wort. In der Umweltszene sorgt ein dänischer Statistikprofessor für Aufruhr. „Alles halb so schlimm“, zu diesem Schluß kommt Björn Lomborg in seinem Buch „The Skeptical Environmentalist“. Wer glaubt, dass wir vor einem Massensterben stehen, habe schlicht falsch gerechnet. Umweltschützer protestieren. Sie werfen Lomborg Schönfärberei vor. Aber wer hat denn nun recht? Stehen wir tatsächlich vor einer großen Aussterbekatastrophe? Ist die Vielfalt auf der Erde gefährdet?
Redaktion: Sonja Striegl
WEM GEHÖRT DIE NATUR? BIOPIRATEN SUCHEN NACH DEM GRÜNEN GOLD.
WDR 5 Leonardo, 08. April 2002
Die modernen Piraten kommen mit Kescher, Lupe und Pinzette. Es sind Biopiraten auf der Suche nach neuen Wirkstoffen aus Tieren und Pflanzen. Überall in den Tropen forschen Wissenschaftler nach dem sogenannten grünen Gold. Ihr Rohmaterial ist die ungeheure Artenvielfalt in den südlichen Ländern. Tropenwälder und Korallenriffe bergen eine Fülle von bisher unbekannten Substanzen. Wenn es gelingt, daraus neuartige Medikamente herzustellen, winken Gewinne in Milliardenhöhe.
Den Staaten in Asien, Afrika und Lateinamerika ist es jedoch bisher nicht gelungen, aus ihrem natürlichen Reichtum Profit zu schlagen. Im Gegenteil: Amerikanische und europäische Pharmaunternehmen besitzen weltweit mehr als 80 Prozent der gültigen Patente. Biopiraterie nennen das die Entwicklungsländer. Sie wollen selbst über ihre natürlichen Ressourcen bestimmen, und vor allem wollen sie an den Gewinnen beteiligt werden. Wie das aussehen kann, darüber wird im Rahmen der sogenannten „Konvention zum Schutz der Biodiversität“ verhandelt. Die Philippinen diskutieren nicht nur, sie sind eines der wenigen Länder, die bereits versuchen, diese Ideen in die Praxis umzusetzen.
Redaktion: Klaus-Dieter Oetzel